{Hörbuch} William Peter Blatty – Der Exorzist
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Das folgende Hörbuch in der ungekürzten Ausgabe wurde mir vom Hörbuchportal Audiolibrix.de kostenlos zur Verfügung gestellt. Noch einmal vielen Dank dafür. Dennoch enthält diese Rezension meine eigene Meinung und diese wurde auch durch das Rezensionsexemplar nicht beeinflusst.
Die gekürzte Jubiläumsausgabe wurde von mir selbst gekauft.
„Meeeeeerin … Meeeeeerin … Das Ferkel gehört mir! … “
Auch dieses Mal hat mir Audiolibrix.de einen tollen Klassiker in den Download-Ordner gelegt.
William Peter Blattys „Der Exorzist“ sorgte schon damals zur Erstveröffentlichung im Kino für einen Herzinfarkt, Entsetzen unter den Kinogängern und entwickelte sich zu einem der, für mich, intensivsten Filmerlebnisse überhaupt.
In diesem Artikel geht es um die beiden Hörbuchfassungen (gekürzt / ungekürzt) von „Der Exorzist“ aus dem Audio-Lübbe Verlag, mit zwei Sprechern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Wie sich die beiden Hörbuchadaptionen unterscheiden und warum eine Version der beiden unangenehme Erinnerungen in mir weckte, das erfahrt ihr alles in diesem Artikel. Viel Spaß beim Lesen!
Darum geht es
„Die Schauspielerin Chris Macneil ist zunächst verwundert, als ihre kleine Tochter Regan von ihrem imaginären Freund spricht, den sie Captain Howdy nennt. Doch dann beginnt Regan, sich zu verändern; und wenig später ist sie eine gequälte, dämonische Kreatur. Etwas hat von ihr Besitz ergriffen. Die Jesuiten Damien Karras und Joseph Dyer wollen ihre Seele vor dem ultimativen Bösen retten oder ist es dafür schon zu spät?“ (Quelle: Verlagstext)
Die Romanvorlage
An das Buch kann ich mich auch nach vielen Jahren recht lebhaft erinnern.
Lange schlummerte es im Bücherregal meiner Eltern und weckte trotz meines jugendlichen Alters, deutlich unterhalb der FSK-Grenze des Films, mein Interesse. Als einigermaßen geübter Leser war es für mich nicht weiter schwierig, die rund 270 Seiten starke Taschenbuchausgabe durchzuackern und die Hauptfiguren Damian Karras und Pater Merrin dabei zu verfolgen, wie sie den Kampf gegen den Dämonen „Pazuzu“ und seiner „Legion“ aufnehmen, um die kleine Reagen aus den dämonischen Fängen zu befreien.
Der Roman beeindruckte mich zutiefst, das Taschenbuch wanderte volle 11(!) mal durch meine Hände. Bei jedem neuen Durchgang fieberte ich erneut mit und ließ mich von der Geschichte bis zum bitteren Ende mitreißen.
Auch zum gleichnamigen Film habe ich eine sehr spezielle Beziehung.
Ein kleiner Fun-Fact: Ich habe „Der Exorzist“ schon unzählige Male auf DVD gesehen, aber tatsächlich noch nie am Stück. Die psychische Belastung ist kurz vor dem Ende des Exorzismus SO hoch, dass ich den Film stoppen und eine kurze Verschnaufpause einlegen muss.
Als Fan von Grusel-, Horror-, bis hin zu den übelsten Splatter-Filmen bin ich nun doch schon einiges gewohnt. „Der Exorzist“ treibt mich aber aus unerfindlichen Gründen immer wieder an meine Grenzen.
Alles in allem kann man sagen, ich war immer ein großer Fan das Buches, daher war es für mich auch nicht so schwer ZWEI Hörbuchfassungen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, hintereinander anzuhören und für euch zu rezensieren.
Meine Meinung zu „Der Exorzist“
Dann beginne ich hier wohl mal mit der ungekürzten Fassung des Hörbuchs.
Die 2014 erschienene Fassung wurde von Reinhard Kuhnert, bekannt als Synchronsprecher einer ganzen Reihe von Film- und Serienproduktionen und Sprecher der „Game of Thrones“-Hörbücher, eingesprochen. Für die letztgenannte Aufgabe erhielt er bereits eine goldene Schallplatte, Kuhnert ist im Audio-Bereich also tatsächlich kein Unbekannter.
Professionell wird hier die Romanvorlage in eine 12 Stunden und 39 Minuten lange Audioproduktion übertragen. Durch seine Stimmenvielfalt verleiht Kuhnert jeder Figur einen deutlichen Wiedererkennungswert. Das ist ja mitunter manchmal ein richtiges Problem, was andere hoch professionelle Sprecher in ihren Produktionen nicht immer schaffen und man dadurch schnell den Faden im weiteren Verlauf der Geschichte verliert. Das ist in der ungeschnittenen Fassung des Hörbuchs nicht der Fall.
Der manchmal, besonders in der ersten Hälfte des Buches, ein wenig träge vor sich hin plätschernde Romaninhalt wird immer souverän und sehr kurzweilig vorgetragen.
Besonders hat mir hier natürlich die Interpretation des Dämons „Pazuzu“ gefallen, der in dieser Adaption unglaublich listig und durchtrieben wirkt.
Technisch lässt sich hier auch nicht meckern, der Sprecher wurde perfekt abgemischt, auch während Kapitelwechsel bleibt die Produktion auf gleichem Niveau. Insgesamt macht es eigentlich großen Spaß, den Kampf um Reagens Seele zu verfolgen.
Nur eigentlich?
Ja, denn die gekürzte Jubiläumsedition, die allerdings bereits schon 2013 veröffentlicht wurde, lässt Kuhnerts Fassung eiskalt im Regen stehen.
Was Joachim Kerzel, bekannt als der ständige Synchronsprecher von Anthony Hopkins, hier abliefert, lässt es mir jetzt noch kalt über den Rücken laufen. Sensationell in seiner gewohnten ruhigen Art vorgelesen, mit Soundeffekten untermalt. Ein wahres Fest für die Ohren.
Ich höre ja meist auf meinem etwa 20 Minuten langen Arbeitsweg Hörbücher im Auto, was ich bei „Der Exorzist“ ausdrücklich nicht empfehlen kann!
Einmal hätte ich vor Spannung beinahe nicht gemerkt, dass meine Ampel bereits grün zeigte, ein anderes Mal wollte ich meine Tochter nicht so wirklich aus dem Kindergarten abholen, sondern lieber noch ein wenig vor der Kindertagesstätte im Auto sitzen bleiben, weil eine Stelle der Geschichte in diesem Moment eben ultra-spannend war.
Auch wurde oft und gerne ein besonders tiefes waberndes Brummen als Tonuntermalung eingesetzt, bei dem ich so manches mal nicht sicher war, ob diese Geräusche nun aus den Lautsprechern oder tief aus den Eingeweiden meines Autos stammten. Wie bereits gesagt, ich rate nachdrücklich vom Genuss des Hörbuchs während der Autofahrt ab 😉
Ok, liest sich bis hierhin wohl wie das Geschwurbel eines Fanboys. Aber wo viel Licht, da auch leider einiges an Schatten.
Die eingesetzten Soundeffekte passen meistens recht gut in die laufende Geschichte, hier und da sind aber auch ein paar Sound-Schnippsel merkwürdig unpassend platziert. Auch für den Dämonen musste sich Kerzel nicht besonders anstrengen, da seine Stimme meist viel zu stark elektronisch verzerrt wurde. Weniger wäre hier manchmal ein wenig mehr gewesen, da geht der Punkt eindeutig an die fast doppelt so lange Kuhnert-Fassung.
Noch ein gravierender Unterschied zur vollständigen Lesung des Romans: die Schnitt-Schere wurde hier ein wenig zu oft angesetzt, daher fehlen oftmals ganze Handlungsstränge, die die Geschichte greifbarer für den Zuhörer machen. Auch die Beziehung zwischen den einzelnen Protagonisten fällt dem Cutter zu oft zum Opfer, manchmal stellt man sich selbst die Frage, welche Beweggründe die Figur eigentlich dazu antreibt, irgendwas Bestimmtes zu machen. Die Geschichte rund um Lieutenant Kinderman wirkt zum Teil auch etwas unvollständig.
Man bekommt eine wirklich sehr stark gestraffte Buchfassung auf die Ohren, aber irgendwo muss ja der Laufzeitunterschied von sage und schreibe sechs Stunden herkommen.
Da nun die beiden Hörspielfassungen so grundsätzlich verschieden sind, benötigt es natürlich auch zwei Fazits:
Fazit
Die geschnittene Fassung ist einfach grandios.
Sensationell vorgelesen durch Hr. Kerzel, meistens recht stimmige Soundeffekte und für mich Gänsehaut beim Autofahren. Einfach toll was hier abgeliefert wurde. Das hier die Schere oftmals ein wenig zu viel die Geschichte verkürzte, ein paar fehl platzierte Soundeffekte und das übermäßig verzerrte Sprechen des Dämons führen zu einer leichten Abwertung. Aber das ist wirklich meckern auf ganz hohem Niveau und fällt eigentlich nicht so extrem ins Gewicht.
Insgesamt eine doch sehr empfehlenswerte Hörspielumsetzung, die hier mit 4/5 Couchpiraten belohnt wird.
Gegen diese Vorlage aus dem Jahr 2013 hat es Reinhard Kuhnert mit seiner Interpretation einfach schwer.
Die ungeschnittene Fassung der Romanvorlage macht wirklich vieles richtig, die Sprecherleistung ist famos. Wenn man aber so wie ich die gekürzte Fassung zuerst anhört, dann geht die Neuadaption leider sang- und klanglos unter.
Daher vergebe ich hier auch nur sehr gute 3 von 5 Couchpiraten. Leider eine undankbare Wertung, die in Unkenntnis der Kerzel-Version ganz sicher deutlich besser ausgefallen wäre.
Auf jeden Fall geht hier für mich die gekürzte Jubiläumsedition mit dem grandiosen Joachim Kerzel als Sieger aus diesem ungleichen Rennen hervor.
Wenn man von den leichten Schwächen im Storytelling und gelegentlichen Patzern im Sounddesign absieht, dann macht man mit dieser Variante den eindeutig besseren Kauf.
Wenn man hingegen auf den einen oder anderen Schockeffekt getrost verzichten kann und mehr Wert auf Geschichte und die Beziehung zwischen den Protagonisten Wert legt, dann sollte man sich lieber die ungeschnittene Fassung zulegen.
Aber egal wie ihr euch auch entscheidet, ich wünsche euch wirklich viel Spaß mit William Peter Blattys „Der Exorzist“!
Vielen lieben Dank fürs Lesen und ich hoffe, euch hat dieser Blog-Artikel gefallen. Wie immer heißt es auch hier: Kommentiert was das Zeug hält, ich bin immer für konstruktive Kritik oder Vorschläge offen. Möglichkeiten dazu habt ihr genug: Hier unter dem Artikel in den Kommentaren 😉
Haltet die Galionsfiguren sauber und bis zum nächsten Mal,
Arrr! … Euer Michael, der Couchpirat
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Weitere Informationen zum Hörbuch
Titel: William Peter Blatty – Der Exorzist
Genre: Horror
Verlag: Lübbe Audio
Erschienen: 2014 (ungekürzt) / 2013 (gekürzt)
Laufzeit (Std:Min): 12:39 / 6:20
Preis: 7,99 EUR MP3 Download
Artikelseite:Hörspiel @ Audiolibrix.de (ungekürzt)
Artikelseite:Hörspiel @ Audiolibrix.de (gekürzte Jubiläumsausgabe)