{Rezept} Pizza vs Pizza – LowCarb vs HighCarb
Als ich neulich auf unserem Homeserver ein wenig aufgeräumt, Daten sortiert und in Erinnerungen geschwelgt habe, stieß ich auf einen Schatz längst vergangener Tage. Backups der Datenbank und jede Menge Bilder meines damaligen Projekts „Der Küchenpirat“, aus dem letztendlich der Couchpirat hervorging.
Da die Beiträge eigentlich ganz nett gemacht waren, möchte ich sie nach und nach aus der Datenbank extrahieren und in den Couchpiraten überführen. Mal sehen, wie gut das bei euch ankommt.
Der ultimative Shootout zwischen HiCarb und LowCarb, Pizza gegen Pizza, nur einer kann gewinnen… ein im Internet noch nie dagewesener Kampf zweier Teige… und zwei Euro für das Beitragsteaser-Phrasenschwein 😉
Dank eines Artikels auf HappyCarb.de (den Artikel findet ihr hier: LowCarb Pizza Taxi) wollte ich auch unbedingt mal eine “krass korrekte” LowCarb Pizza auf den heimischen Esstisch stellen.
Nach dem Studium diverser unzähliger Pizzabodenrezepte, ein ultimatives universales Rezept gibt es da offensichtlich nicht und jeder Pizzabäcker verfolgt scheinbar einen anderen Ansatz, übernahm ich die ein oder anderen verwendeten Materialien auf meine Einkaufsliste und verarbeitete sie nach einem streng geheimen Pizzabodenfamilienrezept.
Da wir meist am Mittag sehr hungrig sind und der Fall eintreten könnte, dass diese LowCarb Pizza einfach nichts wird, entschieden wir uns dazu eine “normale” Hefeteigpizza (für alle Freibeuter, das Ganze in HiCarb) als Backup nebenbei mitzubelegen. Daraus entstand dann auch die Idee einen Vergleichswettstreit daraus zu machen. Dazu später etwas mehr.
Zutaten
Zutaten für die LowCarb-Version “Pizza Seebär”
180g Mandelmehl
120g Leinsamenmehl
4 tl Guarkernmehl
ca. 185 ml lauwarmes Wasser
8 EL Olivenöl
1/2 Würfel Hefe
1 EL Zucker
Salz
Zutaten für die HiCarb-Version “Pizza Freibeuter”
265g Weizenmehl
95g Dinkelmehl
ca. 185 ml lauwarmes Wasser
5 EL Olivenöl
1/2 Würfel Hefe
Salz
Zubereitung
Pizza Seebär
Angefangen habe ich mit der Pizza Seebär, der LowCarb Variante.
Das war gar nicht mal so einfach wie zuerst gedacht. Denn es kamen ein paar Faktoren zusammen, die unbedingt berücksichtigt werden mussten.
Der grundsätzlich erste Denkfehler meinerseits lag schon mal beim Thema Hefe.
An dieser Stelle noch einmal vielen herzlichen Dank an Sabo vom Blog Sabos (Tage) Buch, die mich auf die Eigenschaften von Hefe aufmerksam gemacht hat. Denn Hefe benötigt Kohlehydrate (keine Zuckerersatzstoffe, das klappt nicht) um den Pizzateig überhaupt aufpumpen zu können. DAS muss man erst mal wissen. Der klare Beweis, ich muss noch viel über Lebensmittel lernen.
Dann galt es erst einmal zu klären, ob und wie ich die (für die Hefe) nötigen Kohlehydrate überhaupt in den Teig bringen kann oder das Thema Hefe vorerst einmal abhake und den Teig einfach ohne Treibmittel anrühre. Dafür habe ich morgens um 6 Uhr bereits fleißig alle Informationen bei Facebook, Google, Bing, YouTube, diversen Blogs usw. nahezu inhaliert… war aber nachher auch nicht viel schlauer.
Eine Überlegung war es, einen gewissen Anteil von Weizenmehl zu verwenden. Denn die Stärke müsste der Hefe ja eigentlich auf Trab helfen. Zucker wäre aber wohl auch möglich.
Ich habe mich dann am Ende für letzteres entschieden, denn auf einen EL Zucker (das sind ja ungefähr 15g) kommen 15g Kohlenhydrate. Für jeden Hardcore-LowCarber wahrscheinlich ein wahrer Albtraum, aber für unsere Familie würde das Ganze auch so noch als LowCarb durchgehen. Abgesehen davon hatte ich keine Lust, noch einmal in den Keller zu gehen und das Weizenmehl zu holen.
Es ging also los mit dem zusammenmischen der verschiedenen Mehlsorten.
Mandelmehl und Leinsamenmehl in den Rührtopf und vermischen.
Der halbe Würfel Hefe wurde in lauwarmen Wasser aufgelöst…
… und zusammen mit dem Olivenöl und dem Salz in die Rührschüssel gegeben.
Während dem Verrühren (oder nennt sich das eher verkneten) Das passiert ja mit einem Knethaken?) dachte ich mir noch: Jaaahaaahaaa, da geht heute nichts schief.
„Aber der Couchpirat wäre nicht der CouchpiratTM…“ wenn er nicht doch wieder etwas vergessen hätte 😉
Dieses Mal war es allerdings nicht so schlimm, das Guarkernmehl als Bindemittel konnte auch im Nachgang noch mit eingearbeitet werden.
Der Teig sah ja jetzt ehrlich gesagt nicht soooo toll aus. Total krümelig und ich konnte mir irgendwie sehr schwer vorstellen, dass da wirklich ein brauchbarer Pizzaboden dabei herauskommt.
Das fand Frau Pirat übrigens auch und mit skeptischem Blick wurde eine zweite Pizza (Pizza Freibeuter) angeordnet. Jetzt musste doch noch jemand in den Keller gehen und das Weizenmehl holen.
Mühsam und unter massivem Druck meiner Seebären-Büroarbeit-Pranken wurden die Krümel zu einem kompakten Teigball geformt, in die Schüssel gelegt und abgedeckt. Die Zeit der Ruhe war gekommen, der Teig musste gehen… das liest sich jetzt aber irgendwie komisch 😉
Von mir hat der Teigling ca. 45 Minuten der Ruhe bekommen, aufgegangen ist er in dieser Zeit meiner Meinung nach eher kaum bis überhaupt nicht.
45 Minuten ist aber auch fast zu wenig. Vielleicht wäre er doch noch etwas größer und fluffiger geworden, wenn der Teig die doppelte Zeit zur Verfügung gehabt hätte. Aber ganz ehrlich? Ich glaub eher nicht daran.
Zeit für Teig 2, den Backup-Teig.
Pizza Freibeuter
Nun wurden alle Schritte wiederholt, lediglich die Zutaten waren ein wenig anders.
Der eine oder andere aufmerksame Leser wird es bestimmt bemerkt haben. Pizza Freibeuter hat drei EL weniger Olivenöl als Pizza Seebär.
Das hat nichts mit dem Rezept an sich zu tun, das geschah auf den Wunsch einer einzelnen Person.
Unser altes, streng geheimes, auf ewig gehütetes Familienrezept (das übrigens seit Generationen nur unter den besten Köchen der Welt und denen, die es mal werden wollen, weitergegeben werden darf) besagt, dass der Hefeteig ca 2 Stunden Ruhezeit haben sollte. Diese Zeit hat auch dieser Teig nicht von mir bekommen.
Belag für Pizza Seebär und Freibeuter
Der Belag ist bei beiden Pizzen in etwa gleich.
Während dem Kneten und Mischen, dem verrühren und wieder kneten des Teigs wurde in der Kombüse bereits fleißig Gemüse, Wurst und Käse geschnippelt.
Dann war da noch ein Rest Hackfleisch, der auch noch verarbeitet werden musste und nach kurzer Überlegung auch gleich auf den Teigfladen landete. Das war dann wieder meine Aufgabe.
Insgesamt nichts Aufregendes. Kokosöl in der Pfanne erhitzen, Zwiebeln schneiden, Hackfleisch und Zwiebeln anbraten. Das Ganze ein wenig mit Salz und Pfeffer verfeinern und vom Herd nehmen.
Die Pizzen werden belegt
Irgendwann war es dann endlich so weit, Pizza Seebär sollte belegt werden.
Das war schon ein ordentlicher Klumpen Teig, aufgegangen ist er meiner Meinung nach (wie weiter oben schon einmal angemerkt) aber kaum bis überhaupt nicht. Neben zu wenig Ruhezeit konnte es eigentlich fast nur an zu wenig Zucker (mehr wäre aber irgendwie blöd) liegen, oder es sollte eben als Alternative zum Süßungsmittel eine kleine Portion handelsübliches einfaches kohlenhydratigeres Mehl verwendet werden. Insgesamt muss das Ganze aber auf jeden Fall fluffiger werden, denn das macht wirklich keinen Spaß so einen harten Teigling auf dem Backblech auszubreiten. Nudelholz, kräftige Finger und viel Geduld machten es aber möglich.
Ich hatte ehrlich gesagt wirklich nicht damit gerechnet, dass der Teig-Ball wirklich für das gesamte Backblech ausreichen soll.
Auf jeden Fall werde ich mich in naher Zukunft mal eingehender mit dem Thema Hefe beschäftigen.
Dann wurde die Pizza von Frau Pirat fachmännisch belegt, sie weiß am besten auf welches Stück welcher Belag kommen muss.
Das Backblech wanderte für ungefähr 15 Minuten bei 200°C in den Backofen, Pizza Freibeuter konnte in Angriff genommen werden.
Da kann man sagen, was man will, der HiCarb Hefeteig ist naturgemäß trotz der kurzen Ruhezeit deutlich angewachsen und war insgesamt sehr viel schöner zu verarbeiten.
Temperatur und Zeit im Backofen sind analog zu Pizza Seebär. 200°C und ca. 15 Minuten.
Fazit
Leider haben wir beim Backen der ersten Pizza nicht genau auf die Zeit geachtet, sie war am Ende doch ein wenig zu lange im Backofen. Essbar war sie zum Glück aber trotzdem.
Für mich völlig überraschend ist die LowCarb-Variante “Pizza Seebär” eigentlich wirklich ganz gut geworden und eine ordentliche Alternative zum Weizenmehl-Teig.
Insgesamt würde ich sagen, wir haben uns einen ganz guten Basisteig ausgedacht, mit dem man auf alle Fälle weiterarbeiten kann. An der einen oder anderen Stelle könnte man die Zutaten auf jeden Fall noch ein wenig optimieren, um zu einem minimal besseren Ergebnis zu kommen.
Zu Pizza Freibeuter braucht man eigentlich fast nichts zu sagen, lecker wie immer.
Wobei mir da mein Gehirn wohl einen Streich gespielt hat. Ich konnte die Stärke des Weizenmehls förmlich herausschmecken und mein Gehirn schrie immerzu “Ahhh, böse böse böse… Kohlenhydrate…. aaah… weg damit…”. Mein Körper schein sich in den letzten paar Wochen bereits sehr an kohlenhydratarme Ernährung gewöhnt zu haben 🙂
Ich habe dann auch nur ein kleines Stück davon gegessen.
Aber am Ende konnten wir uns nach so einigen Diskussionen tatsächlich auf zwei Gewinner einigen.
Der 1. Platz geht an: PIZZA
Der 2. Platz geht an: UNSERE BÄUCHE
So sehr wir uns auch beraten und diskutiert haben, einen wirklichen Gewinner in diesem Vergleichswettkampf gab es am Ende nicht. Mein Favorit ist Seebär, Frau Pirat wohl eher Freibeuter, Junior Pirat war es egal, Hauptsache Pizza. Durch zwei Bleche Pizza für drei Personen bleibt naturgemäß jede Menge an Essen übrig. Zwei Möglichkeiten gäbe es nun.
Ich könnte ein Gewinnspiel auf meiner Homepage machen, der Gewinner bekommt ein Stück fast ganz frisch per Post nach Hause geliefert. Wenn da jetzt nicht die Sache mit dem Poststreik wäre… 😀
Aber Möglichkeit zwei gefällt mir persönlich irgendwie sehr viel besser. Die Reste gibt es zum Abendessen.
Ich hoffe, euch hat dieser Pizza-Shootout ein wenig Spaß gemacht und ich wünsche euch viel Spaß beim Nachkochen. Natürlich freue ich mich wie immer auf Kommentare und konstruktive Kritik hier oder auf den einschlägigen sozialen Netzwerken 😉
Vielen Dank fürs lesen, bis bald,
Arrr!… Michael, der Couchpirat