{Gebloggt} Mobil bezahlen, willkommen im Neuland

Beitragsbild zum Themengebiet Gebloggt
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Es ist wirklich erstaunlich, fast jeder hat ein Smartphone in der Tasche und dennoch hat bis jetzt kaum einer das Neuland „mobile payment“ betreten. Wobei es ja eigentlich nicht einmal an mangelnder Bereitschaft liegen dürfte, der eine oder andere wäre sicher dafür zu begeistern. Eher dürfte das Problem, neben der in Berichten oftmals angeführten Bargeld-Affinität der Deutschen, sehr stark an den Händlern, Banken und Mobilfunkanbietern liegen.

Telekom „MyWallet“…

…darf hier, da ich mich damals mit diesem Anbieter etwas mehr befasst habe, stellvertretend für alle anderen Totalversager im Bereich des mobilen Zahldienstes den Kopf hinhalten. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen den rosa Riesen. Schließlich bin ich bereits seit Jahren zufriedener Kunde des Mobilfunkanbieters.

Letzten Herbst las ich in einer meiner favorisierten Newsquellen einen Bericht über die Telekom und ihren Dienst „MyWallet“, verbunden mit den erheblichen Schwierigkeiten, in Deutschland einen mobilen Zahlungsdienst zu etablieren. Schuld war laut dem Pressesprecher der Telekom der Unwillen der Deutschen, auf ihr geliebtes Bargeld zu verzichten und neue Schritte im mobilen bezahlen zu wagen. Im Großen und ganzen war der Artikel ziemlich interessant und weckte mein Interesse an alternativen Zahlungsmöglichkeiten.
Das käme mir auch irgendwie entgegen, denn ich bin eigentlich kein sonderlicher Fan von Bargeld und bestelle sogar lieber bei einem Pizzadienst, der mit als Zahlungsmöglichkeit PayPal anbietet. Ich bin also durchaus bereit, mobiles bezahlen auszuprobieren.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich das allerdings noch nie so wirklich in Betracht gezogen, schließlich wurde die Zahlfunktion so gut wie nicht beworben. Die Telekom-App „MyWallet“ war mir zwar bekannt, aber dass sie, neben der digitalen Aufbewahrungsmöglichkeit von mir gänzlich unbekannten Kundenkarten, einen irgendwie gearteten Vorteil bieten könnte, das war mir nicht so ganz klar.

Der Geist ist willig…

…nur die Technik ist schwach.

Als langjähriger Kunde der Telekom, die Mitgliedschaft im Team rosa Riese wurde vorausgesetzt, wollte ich sogleich mal den Bezahldienst ausprobieren.
Schon allein die Website von „MyWallet“ war ein Graus. Ganz ehrlich, kein Wunder, dass niemand mobil bezahlen wollte. Vollkommen unübersichtlich und relativ wirr geschrieben. Offensichtlich durfte sich ein Praktikant an dieser Stelle austoben. Die Internetseite war wohl ein Platzhalter, die bei genügend Interesse von einer professionellen Firma ersetzt werden sollte.
Als ich mich durch die FAQ gequält hatte, war meine Absicht mit dem Smartphone zu bezahlen praktisch gestorben.

Als Grundvoraussetzung galt eine spezielle NFC-Simkarte von T-Mobile, besaß ich zum Glück schon seit der letzten Vertragsverlängerung, und eines einer recht überschaubaren Anzahl zugelassener Smartphones mit Branding(!) von T-Mobile. Großartig, ich bin stolzer Besitzer eines OnePlus3 ohne Branding… schon war ich vollkommen ausgeschlossen von diesem Zahlungsmodell. Aus der Traum vom „mobile payment“.

Es entlockte mir nur ein Kopfschütteln, als Ende letzten Jahres „MyWallet“ eingestellt wurde. Als Begründung gab man an, dass den Dienst faktisch keiner nutzt. Auf der Website wurde von einer kleinen 5-stelligen Anzahl von Nutzern gesprochen und das würde die Entwicklung und den Aufwand nicht rechtfertigen (Original Statement der Telekom).

Ja wie soll denn das Projekt auch ins Rollen kommen, wenn ein gehöriger Teil der 42 Millionen T-Mobile Kunden, die ein Gerät ohne Vertrag oder Branding im Einzelhandel erstanden haben, kategorisch ausgeschlossen wird? Da braucht man sich sicher nicht wundern, oder @Telekom ?

Telekom myWallet verabschiedet sich
Telekom myWallet verabschiedet sich

Die anderen sind schuld

Völlig uneinsichtig versicherte die Telekom, dass man ja alles versucht habe, die mobile Zahlweise an den Kunden zu bringen. Der halte aber verzweifelt an seinem Bargeld fest und wagt keinen Blick über den Tellerrand. So stand es in einem Zeitungsartikel, in der (oben verlinkten) Pressemitteilung wurde es etwas gemäßigter ausgedrückt.

Liebe Telekom (stellvertretend für alle anderen gescheiterten Firmen),
man kann etwas Neues nur etablieren, wenn die technische Grundvoraussetzung stimmt, also auch der Handel mit ausreichend Lesegeräten bestückt ist, niemand für sein ungerootetes Smartphone ohne Branding diskriminiert wird und man diese Funktionen auch aktiv bewirbt. Hätte ich, als technikaffiner Mensch, nicht zufällig über die erweiterten Möglichkeiten von „MyWallet“ gelesen, ich hätte von der Bezahlfunktion überhaupt nichts gewusst.

Willkommen in #Neuland

Seitdem ist nicht mehr viel auf dem Sektor passiert und auch für mich war das Bezahlen via NFC oder QR-Code vorerst abgehakt.

Apple Pay scheint wohl in in so manchen Läden zu funktionieren, für mich als Android-Nutzer eher unpraktisch. PayPal bietet auch eine Zahlfunktion, aber da wird mir in der Umkreissuche der App genau ein einziger Laden, bei dem ich vor Ort mobil bezahlen könnte, angezeigt. Der ist allerdings auch 13 km weit weg.

Der Fehlzünder payDirekt, die deutsche Antwort auf PayPal, hat es offenbar auch noch nicht begriffen, dass man auf diesem Sektor wohl annähernd ein Alleinstellungsmerkmal besitzen würde, wenn man sich auf das Terrain vorwagen würde. Aber payDirekt hat offensichtlich eher mit dem Bürokratiewahnsinn aller beteiligter Banken und seltsamer Konditionen für Händler zu kämpfen, daraus wird wohl auch nie etwas brauchbares.

Android Pay soll angeblich im Herbst auch in Deutschland an den Start gehen, mal sehen, wie und ob sich das dann entwickelt. Ich wäre dabei und würde das ausprobieren. Aber da heißt es wohl erst mal abwarten. Und auch wenn Android Pay bei uns an den Start geht, das Problem der fehlenden Lesegeräte an den Kassen wird wohl vorerst trotzdem bleiben.

Ein Silberstreif am Horizont

Payback App Oberfläche
Oberfläche der Payback App

Ja, Deutschland gibt hier wirklich ein trauriges Bild ab.

Bis ich gestern in unserem örtlichen Rewe an einem Payback-Pappaufsteller, die ich sonst gekonnt ignoriere, vorbeilief und verdutzt stehen blieb. Beworben wurde „Payback Pay“. Smartphone und zahlen in einem Satz? Da musste ich sogar einen Werbezettel mitnehmen und lesen.

Payback bietet tatsächlich einen mobilen Zahlungsdienst an. Es gibt nur einen Haken an der Geschichte… eigentlich zwei, aber zum zweiten komme ich noch,… Payback.
Ich war schon immer etwas paranoid was so diverse Datensammeldienste angeht. Deswegen nutze ich, trotz einem Android-Gerät, so wenig Google-Dienste oder -Apps wie es irgendwie möglich ist. Und ganz besonders Payback habe ich schon immer gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Schließlich geht man doch sehr ungern mit seinen Einkaufszetteln hausieren oder stellt sämtliche Einkäufe für Marketingmaßnahmen zur Verfügung.

Nun gut, jetzt bin ich ebenfalls gläserner Nutzer von Payback. Mit einer schicken Payback-Karte von Burger King und der guten Hoffnung, jetzt nicht überall von Werbung überschüttet zu werden. So richtig glaube ich aber nicht daran. Außerdem fühle ich mich ein wenig schmutzig, habe ich doch meine Seele doch an eine Marketingfirma verschachert, nur um am Fortschritt teilhaben zu können.

Das ganze nur, weil mir dieser Dienst etwas bietet, was sonst kaum einer auf die Reihe bekommt oder nicht bekommen möchte. Er lässt mich mit einer App bargeldlos bezahlen, wobei wir hier allerdings schon auf den zweiten Haken stoßen.

Tausch gläserner Kunde gegen Fortschritt

Payback App Partner übersichtlich
Payback-Pay Partner noch sehr übersichtlich

Ich habe die Payback-App auf meinem Smartphone eingerichtet, zähneknirschend die Teilnahmebedingungen akzeptiert, meine Kontodaten für den Zahlungsdienstleister eingetragen und 0,01 Euro zur Konten-Legitimation überwiesen.
Genau da ist der Pferdefuß. Als ich die Kontoverbindung in der App eintrug war es Freitagabend, die Überweisung von 1ct wird demnach erst am nächsten Buchungstag, dem Montag, auf die Reise gehen und weitere Zeit brauchen, bis der Empfänger das Geld erhalten und mein Konto freigeschaltet hat.

Das dauert einfach zu lange, da hat doch keiner mehr Lust Zahlungs-Neuland zu betreten. Entweder gleich oder gar nicht. Man sollte lieber eine 20 EURO-Grenze einrichten, damit der Kunde gleich mal loslegen kann.

Naja, ich werde nun einfach mal abwarten und mich an meinen 1090 Payback-Punkten für den Kauf eines neuen Weber Elektrogrills erfreuen. Ist ja auch immerhin ein ungefährer Gegenwert von 10 EUR, womit der eh schon sehr stark reduzierte Grill nochmal günstiger wurde… Aber zu welchem Preis? 😉

Lieber Leser, bist du schon einmal in Kontakt gekommen mit mobilem bezahlen oder hast vielleicht schon einmal die Maestro- oder Kreditkarte mit dem NFC-Chip ausprobiert? Teile deine Erfahrungen hier in den Kommentaren 🙂

Ich für meinen Teil bin schon sehr auf den ersten Zahlungsvorgang mit dem Smartphone gespannt.
Das mit den Payback-Punkten hat heute bei einem kleinen Blitzeinkauf schon mal gut geklappt (höhöhö, wieder sieben Punkte mehr auf dem Konto), ich blicke recht zuversichtlich in Richtung bargeldloser Zukunft. Auf jeden Fall werde ich davon berichten.

Bis dahin und viele Grüße,
Michael, der Couchpirat

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