{Was ist eigentlich…?} Natürliche Zuckeralternativen
Der kristallisierte schneeweiße Zucker mit dem höchsten Reinheitsgrad (99,96 % Saccharose, 0,04 % Invertzucker), also schnöder raffinierter weißer Haushaltszucker, ist aus fast keinem Haushalt mehr wegzudenken. Ob nun beim Kochen, Backen oder in der Nahrungsmittelindustrie, Zucker ist immer irgendwie präsent.
Besonders die Industrie hat Zucker gern, lässt er sich doch wunderbar als billigen Füllstoff in Fertigprodukten verwenden. Und ganz nebenbei macht Zucker in gewisser Weise auch süchtig.
Zucker, gewonnen aus der heimischen Zuckerrübe, war besonders für die Nahrungsmittel verarbeitende Industrie schon immer ein sehr lohnendes Geschäft.
Billiges Grundmaterial, welches mehrfach raffiniert wird und durch diese starke Verarbeitung keinerlei nennenswerten Nährstoffe mehr enthält. Aber Energie, die gibt es reichlich. Immerhin 4 kcal pro 1g Haushaltszucker. Und wie bereits geschrieben, recht billig für die Industrie zu beziehen.
Im Juni 2016 lag der Rohstoffpreis bei gerade mal 400 EUR pro Tonne. Da kann man als Hersteller von Nahrungsmitteln schon einiges damit anfangen
Aber noch einmal zurück zum Energiegehalt des raffinierten Zuckers.
Bei einem in Deutschland durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von etwa 36 kg weißem Haushaltszucker pro Jahr, sind das dann immerhin stattliche 144.000 kcal, die unser Körper erst mal wegstecken muss. Würde unser Körper diese Menge an Zucker unmittelbar in Fett umwandeln, dann würden wir jedes Jahr knapp 20 kg an zusätzlichem Gewicht mit uns herumschleppen (ausgegangen von 7000 kcal = 1kg Körperfett).
Aber nun erst einmal genug zum “Kokain des Haushalts”, denn in diesem Artikel möchte ich dir, lieber Leser, ein paar interessante Alternativen zum gewöhnlichen weißen Haushaltszucker aufzeigen. Diesen Beitrag werde ich noch erweitern (demnächst kommen noch Kokosblütenzucker und Rohrzucker dazu), also riskiere ruhig mal wieder einen Blick hier rein.
Kennst du noch weitere natürliche Zuckeralternativen, die hier noch fehlen? Dann schreib mir doch bitte in die Kommentare.
Stevia
Oh, welch Mythen rankten sich um das Thema Stevia.
Von einem Verkaufsverbot war die Rede, die Zucker-Lobby sieht ihre Zuckerproduktion und den Vertrieb in Gefahr, eine Pflanze würde den gesamten Süßungsmittel-Weltmarkt vernichten. Die EU versucht um jeden Preis die Verbreitung von Stevia, die einzige wirklich gesunde Alternative zu herkömmlichem Zucker, zu unterbinden, um die Zucker-Raffinerien zu schützen.
Ob an diesen Verschwörungstheorien etwas Wahres dran ist, das weiß ich natürlich nicht 😉
Auf jeden Fall gab es um die Pflanze “Stevia rebaudiana” (oder auch Süßkraut, Honigkraut) einen riesigen Hype, der mittlerweile aber doch wieder deutlich abgeflaut ist.
Zuerst als rein pflanzlicher Süßstoff als DIE gesunde Alternative zum raffinierten Zucker gehandelt, verschwand dann bald wieder die Euphorie. Denn es sind mehrere sehr aufwendigen Verarbeitungsschritten nötig, um das weiße Pulver zu produzieren und es bleibt lediglich das von der EU als Zusatzstoff erlaubte “Steviolglycosid” übrig.
Die Pflanzen, im Ganzen oder als einzelne Blätter, dürfen auf Grund fehlender Untersuchungsergebnisse weiterhin nicht als Lebensmittel verkauft werden.
Ich habe mich damals auch von diesem Hype anstecken lassen und eine Dose Stevia gekauft, die ist heute noch nicht leer. Ich mag den künstlichen Nachgeschmack nicht. Abgesehen davon bin ich auch kein Fan von hoch verarbeiteten Lebensmitteln. Dennoch kann Stevia durchaus als Ersatz Süßungsmittel verwendet werden. Ob der Pflanzensüßstoff allerdings noch als “natürlich” durchgeht, das steht dann doch wieder auf einem anderen Blatt.
Birkenzucker (Xylit, Xylithol)
Preislich nicht besonders ansprechend ist der Zuckeraustauschstoff Birkenzucker.
Der Ersatzstoff, auch bekannt unter den Namen Xylith oder Xylithol, ist häufig in Zahnpasta oder Kaugummis enthalten. Klinische Studien attestieren dem Ersatzstoff eine antikariogene Wirkung. Kurz gesagt, er kann Karies-Bakterien bekämpfen. Wenn Xylit im Speichel gelöst wird, entzieht es der Umgebung Wärme und erzeugt auf der Zunge einen Kühleffekt, ähnlich beschrieben wie der von Menthol. Also noch ein weiterer Pluspunkt für Xylith in Zahnpasta oder Kaugummis.
Aber eignet sich der Birkenzucker nun auch in der Küche? Ein klares JA, Birkenzucker hat den etwa gleichen Geschmack und Süßungskraft (98%) wie normaler Zucker, aber der Nährwert ist aber mit 2,4 kcal/g ganze 40% niedriger.
Wie bereits eingangs erwähnt, dem gegenüber steht leider der sehr hohe Preis. Im Bioladen oder Versandhandel lässt man schnell mal gute 10 EUR für 1kg Birkenzucker und das ist natürlich ganz schön heftig. Ein weiterer wichtiger Nachteil: in größeren Mengen wirkt Xylit und Xylithol stark abführend. Daher bitte nur in Maßen verwenden.
Birkenzucker ist auch für Diabetiker und die Ernährungsform LowCarb geeignet.
Ahornsirup
In fast jedem Supermarkt ist dagegen der nächste Zuckerersatzstoff zu finden.
Ahornsirup, der eingekochte und eingedickte Saft des Ahornbaumes, ist besonders in Amerika und Kanada zum süßen von Waffeln, Pancakes oder Eiscreme beliebt.
Im Frühjahr beginnen die Ahornbäume, in den Wurzeln gespeicherte Nährstoffe in die Knospen zu transportieren. Durch Anbohren des Stammes kann ein Teil des Pflanzensaftes entnommen werden, ohne dem Baum bedeutenden Schaden zuzufügen. Der Pflanzensaft, die Herstellung wurde übrigens von den Indianervölkern Nordamerikas erfunden, wird in Eimern gesammelt und in zentrale Produktionsstätten gebracht. Dort wird der Saft zu Sirup eingekocht. Durch das Kochen karamellisiert der Zucker und gibt dem Sirup einen Teil seines charakteristischen Aromas.
Auch wenn es sich bei Ahornsirup um ein natürliches Süßungsmittel handelt, die Nährwerte haben es trotzdem in sich. Allerdings ist man mit Ahornsirup (ähnlich wie Birkenzucker) mit 2,66 kcal/g besser dran als mit dem weißen Haushaltszucker. Der sehr charakteristische Geschmack verhindert auch den 1:1 Ersatz von Zucker, denn nicht in jedes Gericht / Gebäck passt der Karamell-Geschmack.
Beim Kauf von Ahornsirup bitte unbedingt auf das Herkunftsland und die Inhaltsstoffe achten. Besonders Produkte aus China stehen unter dem Verdacht, häufig mit Zuckerwasser gestreckt zu werden.
Agavensirup
Agavensirup (auch Agavendicksaft genannt) ist ein Süßungsmittel, das auf Basis verschiedener Arten der Agave in Mexiko produziert wird.
Die Agave ist eine Kakteenart (z.B. “Agave americana“).
Um den Agavensaft zu gewinnen, wird der Pflanze vor dem Erblühen der innere Kern entfernt. Im dort entstandenen Loch mit einem etwa 15cm großen Durchmesser, sammelt sich der Agavensaft. Im Laufe des nächsten halben Jahres können pro Tag bis zu 1,5l Saft entnommen werden. Durch Einkochen wird daraus Agavensirup.
100 g Agavensirup entsprechen ungefähr 125 – 150 g Zucker, das Aroma ist sehr karamellig.
Agavensirup ist überall, egal ob Supermarkt oder Reformhäuser, für einen guten Preis erhältlich.
Vielen lieben Dank fürs Lesen und ich hoffe, euch hat dieser Blog-Artikel ein wenig geholfen. Wie immer heißt es auch hier: Kommentiert was das Zeug hält, ich bin immer für konstruktive Kritik oder Vorschläge offen. Möglichkeiten dazu habt ihr genug: Hier unter dem Artikel in den Kommentaren oder auf den oben rechts verlinkten Social Media-Kanälen 😉
Haltet die Galionsfiguren sauber und bis zum nächsten Mal,
euer Michael, der Couchpirat … Arrr!